Glaubenssätze sind tief verwurzelte Überzeugungen über uns selbst und die Welt um uns herum. Sie beeinflussen, wie wir die Welt wahrnehmen, auf Herausforderungen reagieren und Entscheidungen treffen. Geprägt werden sie vor allem durch die Erfahrungen unserer Kindheit – und somit primär durch die Lebensrealität in unserer Ursprungsfamilie. Wenn dieser Teil unserer Geschichte nicht ganz so optimal verlaufen ist, ist es sinnvoll, die eigenen Glaubenssätze einmal näher anzuschauen. Denn:
Was wir als Realität wahrnehmen, ist nicht zwingend die Wirklichkeit.
In einer entspannten Gesprächsrunde auf einer Party stimmen wir dieser Aussage vielleicht noch zu. Doch sobald ein Konflikt mit unserem Partner entsteht, fällt es uns schwer, diese Möglichkeit auch auf uns selbst zu beziehen. Es kann uns ein bisschen den Boden unter den Füßen wegziehen, wenn wir die eigene Wahrnehmung in Frage stellen und das fühlt sich nicht gut an.
Doch erst wenn wir innerlich zulassen, dass dieser Satz auch auf uns zutreffen könnte, ist es uns möglich, tatsächlich an unseren Glaubenssätzen zu arbeiten.
Wir konstruieren uns unsere Wirklichkeit – wie ist das überhaupt zu verstehen?
Es kann normal für uns gewesen sein, von der Schule nach Hause zu kommen, in das Gesicht einer uns liebenden Mutter zu schauen und warm und herzlich begrüßt zu werden.
Genauso kann es normal für uns gewesen sein, nach Hause zu kommen und einer emotional abwesenden Mutter gegenüber zu stehen, die zwar mechanisch fragt, wie der Tag war, sich aber nicht wirklich für die Antwort interessiert.
Als Kinder können wir diese Unterschiede nicht reflektieren. Wir nehmen die Erfahrungen als gegeben hin: „So fühlt sich das Leben an. So sind Mütter.“ Ein Gedanke wie: „So verhält sich eine emotional abwesende Mutter, und ich würde mich anders fühlen, wenn sie liebevoll und präsent wäre“, ist uns fremd.
Die Glaubenssätze, die sich in uns bilden, lauten dann vielleicht: „Ich bin nicht liebenswert.“ oder „Ich bin nicht wichtig.“
Diese Glaubenssätze begleiten uns ins Erwachsenenleben. Wir interpretieren die Gegenwart durch die Brille unserer Kindheit:
Wenn unsere Freundin uns fragt, wie unsere Arbeitswoche war, gehen wir nicht davon aus, dass es sie wirklich interessiert.
Wenn sie Geburtstag feiert, denken wir, dass es keine Bedeutung für sie hat, wann und ob wir kommen. Wir selbst feiern unseren Geburtstag sowieso nie, weil wir glauben, dass niemand gerne kommen würde.
Vielleicht wählen wir sogar einen Partner, der diese Realität unbewusst bestätigt. Denn ein Mensch, der uns mit Wärme und Herzlichkeit begegnet, würde uns irritieren.
Auf diese Weise setzen wir die Muster unserer Kindheit fort – und prägen sie immer tiefer in uns ein. Und da unser Gehirn Energie sparen will, neigen wir nicht dazu, Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen. Das gilt dafür, dass man Nudeln mit Wasser kocht ebenso wie dafür, dass wir nicht wichtig sind.
Solange wir die Welt durch die Brille unserer alten Glaubenssätze sehen, gestalten wir unsere gegenwärtige Wirklichkeit nach denselben Mustern.
Ein Stück weit ist das unvermeidlich, denn so funktionieren wir nun mal. Dennoch haben wir Spielraum für Veränderungen.
Wie kann man jedoch etwas verändern, das einem gar nicht bewusst ist?
Dazu werde ich euch im nächsten Beitrag ein paar Ideen geben.